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Veranstaltungen - Neujahrsempfang "Grußworte des 1. Vors."
Grußworte des 1. Vorsitzenden TSG 1887 zum Auftakt des Jubiläumsjahres anlässlich des Neujahrsempfangs am Sonntag, den 15. 01. 2012
Originaltext: Bernd Geselle
Herr Bürgermeister, liebe Gäste, liebe Mitglieder,

125 Jahre Turn- und Sportgemeinde 1887 Kassel – Niederzwehren ist 125 Jahre Turnen und Sport in Niederzwehren und damit ein Meilenstein in der Vereins- und Sportgeschichte dieses Stadtteils und der Stadt Kassel.

Schon relativ früh, früher als in den meisten Gemeinden des Landkreises Cassel, hatten sich in Niederzwehren junge Männer zum Turnen zusammen gefunden um schließlich am 27. August 1887 einen Turnverein zu gründen.

Verweis Fotostrecke: TSG 87 Neujahrsempfang 2012

Niederzwehren war zu diesem Zeitpunkt noch ein reines Bauern- und Handwerkerdorf. Industrie- und Handelsunternehmen, wie z.B. die weltweit bekannte Firmen Credé, MISTRA und Berghöfer, kamen erst nach der Jahrhundertwende in die aufstrebende Gemeinde vor den Toren Kassels. Arbeit fand man entweder bei den über 20 Großbauern oder bei den kleinen Handwerkern, oder man ging in die nahe Residenzstadt Kassel. Dort hatte man die Möglichkeit in der Bauindustrie, bei den Behörden, bei der Eisenbahn, bei der Post, aber auch in den großen Industriebetrieben wie Henschel, Wegmann, Salzmann oder Gottschalk sein Aus- bzw. Einkommen zu finden. Das war wichtig, denn die oftmals sehr großen Familien konnten allein vom kümmerlichen Ertrag der eigenen Scholle nicht mehr ausreichend ernährt werden.

So hieß es damals für die jungen Leute aus Niederzwehren, ab nach Kassel!

Ein Segen für den Sport und für die Vereine, denn nach getaner Tagesarbeit und einem etwa einstündigen Hin- und Rückmarsch (erst 1913 fuhr die Straßenbahn von der hiesigen Dennhäuser Straße ab), blieb am Abend und am Sonntag, nach Erledigung der häuslichen Feld- und Gartenarbeit sowie der Versorgung von Schwein und Ziege, noch genügend Zeit zum Turnen und der Geselligkeit!

Das Jahr 1887 wird in den Geschichtsbüchern oft als ein Jahr des Althergebrachten bezeichnet, d.h. es war ohne große und bedeutende Ereignisse. Kaiser Wilhelm I und Bismarck regierten noch, der wirtschaftliche Aufschwung nach der Reichsgründung 1870/71 war verflogen und der Kulturkampf verloren. Bismarck versuchte eisern das Erreichte nach innen und nach außen ab zusichern. Nach innen, durch eine mustergültige Sozialgesetzgebung und mit Gesetzen gegen die zunehmende Macht der Arbeiterschaft. Nach außen, mit Schutzzöllen für die heimische Agrar- und Industrieprodukte aber auch mit Bündnissen des Interessenausgleichs mit anderen Staaten. In dieser Phase des Wartens, der alte Kaiser war immerhin schon 90 Jahre alt und auch der Reichskanzler zählte schon über 72 Jahre, und des dringend erwarteten wirtschaftlichen Aufschwungs, wurde ausgerechnet im hiesigen 2000-Einwohnerdorf Zwehren, Niederzwehren, ein Turnverein gegründet.

Es müssen schon beherzten Männer mit großem Mut und Selbstvertrauen - eben echte Turner - gewesen sein, die diesen ersten Sportverein hier ins Leben riefen! Die Gründungsversammlung des ab 1890 als Älterer Turnverein Niederzwehren, ab 1920 als Turn- und Sportverein Niederzwehren und schließlich ab 1950 als Turn- und Sportgemeinde 1887 Kassel-Niederzwehren - kurz TSG 1887 – genannte Verein, fand in der Gastwirtschaft „Zur Pinne“, also in Mitten im Dorf und in unmittelbarer Nähe des Wohnhauses der Grimmschen Märchenfrau Dorothea Viehmann statt.

Nach den geltenden Gesetzen der damaligen Zeit, war eine solche Versammlung nur nach Genehmigung des damaligen Bürgermeisters Johannes Saur (1880 bis 1901), der für den Ausspruch „Das wullen mä net!“ bekannt war, und unter der Aufsicht des Dorfgendarmen möglich. Ob es tatsächlich so oder etwas konspirativer zuging, ist nicht überliefert! Übrigens, schon drei Jahre später, nach dem Fall des Sozialistengesetzes in 1890, waren die Vereinsgründungen wesentlich leichter und einfacher!

Unser Turnverein wurde unter dem Wahlspruch "Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei" der patriotisch gesinnten Deutschen Turnerschaft gegründet, der man dann später beitrat. Der Turnbetrieb fand zunächst im Saal und im Garten der "Pinne" statt. Später verlagerten sich die Turnstunden in die neue Turnhalle der Bürgerschule in der Fürstenstraße (Korbacher Straße), auf den eigenen Sportplatz am Rosengarten, in das erste eigene Vereinsheim auf diesen Sportplatz an der Fürstenallee und in das heutige, seit über 35 Jahren bestehende vereinseigene Vereinsheim in der Dittershäuser Straße 17 und natürlich in den Turn-, Sport und Schwimmhallen der Stadt und des Landkreises Kassel, die wir bisher und ich hoffe auch in Zukunft, stets unentgeltlich nutzen konnten.

Rund zwanzig Jahre später schreibt Konrad Usbeck in seiner Niederzwehrener Chronik von 1905 über unseren Älteren Turnverein: "dass er dem Turnerwahlspruch treu bleibend, die Pflege der Leibesübungen recht angelegen sein, was schon daraus hervorgeht, dass er bei hiesigen und auswärtigen Turnfesten 19 Preise errungen hat".

Natürlich wollte man damals wie heute Preise oder Siege erringen, aber der größte Preis für den Verein war wohl und ist heute rückblickend der, das man über die lange Zeit von 125 Jahre, d.h. über mehr als sechs Generationen, über zwei Kriege, zwei Deutschen Reichen, zwei Deutschen Republiken und allen gesellschaftlichen Veränderungen hinweg, den Wahlspruch der Turner erfolgreich umsetzen konnte und als Gemeinschaft von Gleichgesinnten zusammen blieb. Grundlage hierfür, waren stets die gleichen Motive und Ziele für unsere Vereinsarbeit!

Zu Charakterisierung des Vereinslebens, ist uns gerade gestern durch Zufall eine alte Festschrift unseres Vereins aus Anlass der Turnhallenweihe vom 6. und 7. Juni 1931 in die Hände gefallen, in ihr heißt es:

Kommt zum Turnen, Sport und Spiel
Wo kann man sich stählen die junge Brust?
Wo herrscht wahre Freude und echte Lust?
Wo kann man genesen, wo ist´s gesund?
Wo tut sich Kam´radschaft und Treue kund?
Wo ist´s, wo der Geist, wenn er abgespannt,
wird wieder zum Schaffen und Tun ermannt?
Wo ist´s, wo man singet ein deutsches Lied,
dass wieder das mutlose Herz erglüht?
Wo ist wahre Freiheit und Glück allein?

In unserm Turn- und Sportverein
Drum kommt zum Turnen
Kommt zum Spiel und Sport
Kommt zur Unterhaltung und froher Geselligkeit!

Ja so ist es und war es, als Sportverein wollen wir für unsere Mitglieder da sein und ihnen Sport und Geselligkeit bieten. Dabei sehen wir uns keineswegs als Dienstleister an, sondern als eine Gemeinschaft, die ihre Mitglieder zur freien Mitwirkung für die Gemeinschaft und zum Ehrenamt auffordert und anhält. Auch wenn dies in heutiger Zeit, zugegebener Weise, immer schwieriger wird.

Ohne diese Bereitschaft der Mitglieder, können wir z.B. wohl einer unserer wichtigsten Aufgaben, nämlich die Betreuung der uns anvertrauten Kinder- und Jugendlichen nicht mehr leisten. Gerade ihnen, wollen und müssen wir auch weiterhin eine sportliche Heimat bieten und sie gesundheitlich und sozial fördern. Eine andere Aufgabe mit zunehmender Bedeutung ist die, dass eine immer älter werdende Gesellschaft mehr an Gesundheits-Sport und an Gemeinschaft für ihre älteren Bürger fordert. Das dies zukünftig ein noch stärkeres ehrenamtliches Engagement aller, aber auch der noch jung gebliebenen Alten, erfordert, sollte allen klar sein.

Sport ist mehr als nur Gesundheit, Sport ist ein wichtiges Bindeglied zwischen nahezu allen Gruppen und Teilen der Gesellschaft. Auch für alle die, die von außen zu uns kommen und sich uns anschließen wollen!

Wir, die TSG 1887, haben uns zu allen Zeiten diesen besonderen gesellschaftlichen Anforderungen als Sportverein gestellt. Heute mit über 1400 Mitgliedern, davon allein 500 Kinder- und Jugendlichen, sind wir mit 9 Abteilungen und Sparten nicht nur eines der ältesten und traditionsreichsten, sondern auch eines der größeren Sportvereine Kassels.

Liebe Gäste, liebe Mitglieder,
zum Schluss meiner Grußworte darf ich Ihnen versichern, dass sich die TSG 1887 auch in Zukunft dem Breiten-, Gesundheits- und Leistungssport verpflichtet fühlt und als Sportverein seinen gesellschaftlichen Beitrag leisten wird!

In der Durchführung dieser Aufgaben setzen wir auch weiterhin auf ihre wohlwollende Mithilfe und bedanken uns zugleich bei all denen, die uns über diese 125 Jahren, durch ihre Treue zum Verein, ihre Arbeit im Verein, ihre finanziellen Mittel für den Verein und durch ihre Offenheit für unsere Vereins-Belange, stets unterstützt haben. Dem Neujahrsempfang und den Veranstaltungen des Jubiläumsjahres wünsche ich einen erfolgreichen und gut besuchten Verlauf.

Lassen Sie uns die Gläser heben und auf das neue Jahr und eine erfolgreiche Zukunft der TSG 1887 anstoßen.

Verfasser: Bernd Geselle, 1. Vorsitzender
Autor: Administrator, erstellt am: 27.01.2012 - 16:50 Uhr

 
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